TRASH UFO CRASH (im Ve.Sch)

Anton Herzl

Dienstag Abend von Ludwig Kittinger & Fernando Mesquita

30. Nov. 2010



installation view



Seit den frühen 90er Jahren rinnt uns die Kunstgewissheit besonders sandig zwischen den Fingern davon. Fluxusantrieb und Cyberinkubation treiben ein exponentiell inflationäres Spiel mit der vermeintlichen Funktion von Kunst z.B. als Katalysator gesellschaftlicher Prozesse. Weder als Gesellschaftstkritik noch als vorutopische „Bis dahin – Prothese“ hält die Kunst auf ihren vermeintlichen Gleisen. Magnetschwebepolster adé!
Jeder Mensch ist ein toller Künstler geworden, wirklich wahr, und alle senden, doch keinerempfängt. Gerade noch, die selbst unter brutalen PhaseraufBetäubung-Beschuss geratene Philosophie, versucht sich seit einigen Jahrzehnten als Komplizin der Kunst und beide taumeln entlang der sich zusammenschiebenden Verliesmauern: Folter aus wissenschaftlich gut fundierten Antworten auf die großen Fragen des Menschseins und einer technischen Utopie, die auf vielen Gebieten Realität geworden ist.
Auf der anderen Seite, abseits der uns umhüllenden Bilderflut-Matrix befindet sich ein Planet dessen Ressourcen zunehmend erschöpft werden und dem man immer alltäglicher anmerkt, dass unser Spiel mit ihm in diverse Abgründe führen muss.
Und in diesem Zusammenhang steht nun unter anderem auch die Kunst unter dem Generalverdacht zu der Petersilie zu gehören, mit der wir uns die Ohren vor dieser Wahrheit zustopfen.
Das Achselzucken wird als choreographische Grunddynamik sehr gerne festivalweise aufgegriffen und dem Selbstbestätigungstrieb eines Superbürgertums wird bis zum Generalrechtsruck mit „Kunst ist gleich Aktie – Denken“ jener Platz eingeräumt, der entsteht weil auch Texte wie dieser von geschickten Vermittlern als Ornamentik schicker Privatmuseen für alle Cults verwertbar gemacht werden können.
Die Kommentatoren dieser Szenerie haben in der jüngeren Vergangenheit eher mit der Bilderflut gehadert, ihren Auswirkungen als exhibitionistische Selbstdarstellungsextasen in den diversen Bigbrotherformaten, und politisch alles mit dem Verlust der OstWestproblematik usw. verarbeitet. Mit Recht. Wenn aber diese Bilderflut gleichsam einen Vorhang bildet, der den Blick hinter ihre Matrix verhindert, so stellt sich doch die Frage, was der Ausblick zu bieten hätte, den wir vor lauter Bilder nicht sehen können. Dieser ist, wie ich meine, ein Blick auf den ganz großen Rahmen, den Kosmologischen, wenn man so will und der hat sich eben auch stark geändert.

Wie jetzt?
Der Triumphzug der Wissenschaft führt uns in Makros und Mikros, die wir mit unserem Alltag nicht mehr in Verbindung bringen können: Quanten-nix-verstehe-ehrlich!
Doch das weiß jeder: Evolution istgleich Mensch ohne Gott, und sie selbst wird, während wir mit unseren Fernrohren in Wolken aus organischen Stoffen gaffen, welche die Bausteine des Bio-Lebens darstellen, als einmalige Schöpferin immer unwahrscheinlicher. Und die alte Rede von der unüberbrückbaren Entfernung – E.T. nach Hause telefonieren – verliert ihren dogmatischen Gehalt, wenn wir mit Quantenverschränkungen Fernwirkungen erzeugen, mit denen wir in Echtzeit Information übertragen. Aber wir telefonieren ja mit niemanden, noch nicht, und möglicherweise, das was wir als „wir“ bezeichnen schließlich auch nie…
Der Verdacht auf ein Drüben vom Hüben reißt allerdings eine existenzielle Linie auf, die man für recht tot gehalten hat: Das Denken in Transzendenz!
Die Neue Rede von der Transzendenz im Materiellen soll kein DaCapo einer Befragung des Materials sein, wie im Sinne Beuys – der Filz und das Fett. Nein!Ich meine mit der Transzendenz im Materiellen jene Entwicklungen, die sich ergeben seitdem wir uns mit dem Satz „Gott ist tot“ ein Leben hin zum jenseitigen Paradies verboten haben und das Programm in Utopien zu leben verwährt haben.Kurz: Wir haben das Diesseits zum Jenseits gemacht und ich möchte jene Bereiche als Beweise für diese These anführen die augenscheinlich dafür sprechen.

Das Unidentifizierte Fliegende Objekt außerirdischen Ursprungs steht, dem Geboten dieser Überlegung folgend, jener neuen Dynamik im Focus, die versucht mit allen erdenklichen Mitteln, jene Transzendenz neu zu befüllen, welche die Hoffnung auf eine Gesamterlösung statt in ein seelisches Jenseits in unendliche Weiten projezieren und zwar ernsthaft:

Namentlich die UFOlogie übertrifft alles in ideser Denke bisher dagewesene um Lichtjahre:
Alle Merkmale einer Religion sind vorhanden. Die Erscheinung, das zu Glaubende, die Hysterie, es ist ein Genuss!



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