Alexander Povzner, „I am Sorry“, 2010
Wie lässt es sich momentan — nach dem Kollaps des Sowjetsystems und den Wirren der 90er Jahre — als junger Künstler in einer Stadt, die sich weder für zeitgenössische Kunst zu interessieren scheint, noch Unterstützung gewährt, leben und arbeiten?
Die leidenschaftlichen, freundschaftlichen Beziehungen in Intellektuellen- und Künstlerkreisen, die in der Sowjetzeit nicht nur charakteristisch, sondern lebensnotwendig waren, entwickelten sich nach der Perestrioka und dem Zerfall des institutionellen Rahmens zur “Tusowka”, einer Kommunikationsform, die der Kurator und Kritiker Victor Misiano als „Folge von Treffen“ und als eine „simulative Gemeinschaft“ bezeichnet. Die Zeit nach der Jahrtausendwende brachte auch innerhalb der Künstler-
gemeinschaft neue gesellschaftliche Kommunikationsformen mit sich:
Soziale Netzwerke und ein Geflecht aus Geschäftsbeziehungen, von denen man meinen könnte, dass sie nur zu einer weiteren Entfremdung beitrügen. Jedoch sind laut neusten soziologischen Forschungen im zeitgenössischen Russland freundschaftliche Beziehungen nach wie vor bzw. wieder von großer Bedeutung. Spezifisch für die russische Kultur ist dabei, dass nicht der einzelne Freund, sondern der Freundeskreis die Lebensumwelt bestimmt.
Das Projekt ArtRaum entstand vor vier Jahren in den Atelierräumen des Künstlers Timofey Caraffa-Corbut im Gebäude der ehemaligen Druckerei Original. Ziel der Initiative war die Schaffung eines unabhängigen Arbeits- und Ausstellungsraumes für junge Künstler. Seit 2008 befindet sich der ArtRaum in einer leerstehenden Wohnung in der Tverskaya Ulitza 19,
direkt am Puschinplatz im Zentrum Moskaus.
Orte für zeitgenössische Kunst in Moskau sind selten, noch seltener sind nichtkommerzielle und offene Kunsträume wie ArtRaum. Neben seiner besonderen Atmosphäre ist dies wohl der Grund, warum der Raum in der Szene gleichermassen geschätzt wird. ArtRaum definiert sich dabei weniger über eine gemeinsame künstlerische Programmatik, als über sein soziales Umfeld, den Freundeskreis. Einladungen gelten als Privileg und werden telefonisch oder per Mundpropaganda ausgesprochen, um die Intimität zu wahren.
Der Bezug zu den Wohnungsausstellungen des Undergrounds der 70er und 80er Jahre ist nicht zufällig.
Im Ve.sch sind einige Künstler aus dem Netzwerk des ArtRaumes im Rahmen eines Ausstauschprojektes zwischen der Wiener und Moskauer Offszene zu sehen.(Text Wolfgang Obermair)
2.)
Mischtechnik, 2009; 7.)
1999–2002 Studium am Surikow-Institut, Moskau; 1993–1998 Glasunow-Akademie für Malerei, Bildhauerei und Baukunst, Moskau;
lebt und arbeitet in Moskau.
Auswahl an Ausstellungen: 2010 Kamasutra Spoon, im Rahmen der 2. Internationalen Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Moskauer Museum für zeitgenössische Kunst; Intimate Capital, kuratorisches Projekt im Rahmen der 2. Internationalen Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?, ArtRaum, Moskau; …no translations #1: Alltäglicher Heldentum, Art-Residence Povarskaya 20, Moskau; 36 Freunde von Oblako, ArtRaum, Moskau; New Culture Festival, ZDCh (Zentrales Haus des Künstlers), Moskau;
City One Minutes, The Garage – Zentrum für zeitgenössische Kultur, Moskau; 2009 Ausstellung-Aktion Bazar, öffentlicher Raum, Moskau; Kalifornien über Benetton, ArtRaum, Moskau; Wse swoi (Unter sich), ZDCh, Moskau; Grafika Teil 1, 2, 3, ArtRaum, Moskau; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, ArtRaum, Moskau; Aktion Poslednij pisk (Letzter Schrei), öffentlicher Raum, Moskau; Artless (Solo), Ravenscourt Galleries, Moskau ; Iskusstwo – domoj (Kunst – nach Hause), ArtRaum, Moskau; Second Square, Theater Open Stage, Moskau; Genuis Loci, Parallelprogramm der 3. Moskauer Biennale für zeitgenössische Kunst, Ravenscourt Galleries, Moskau; Eröffnung Art Residence, Theater Open Stage, Moskau; 30. Jubiläumsausstellung der Jugendsektion der Moskauer Künstlervereinigung, New Manege, Moskau; 2008 Art-Kutusow, Panoramamuseum der Schlacht von Borodino, Moskau;
Soslagatelnoje naklonenije (Konjunktiv) im Rahmen der 1. Internationalen Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Vertretung der Europäischen Union in Russland, Moskau; Akkumulation im Rahmen der 1. Internationalen Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Staatliche Tretjakow Galerie am Krymskij Wal, Moskau; Vögel: Poesie und Politik (Solo), Moskauer Museum für zeitgenössische Kunst na Petrowke, Moskau; 2007 Ich liebe… Und Punkt, Galerie Phönix?, Moskau; Gruppenausstellung, Galerie S´ART, Moskau; Genius Loci, Druckerei Original, Moskau;
Krieg ohne besondere Gründe, Armjanskij 13, Moskau; Gründung und Eröffnung von ArtRaum, Moskau; 2006 Power, Moskauer Museum für Zeitgenössische Kunst na Petrowke, Moskau; Gruppenausstellung, Galerie Vision Future, Nizza, Frankreich;
Ausstellungen der Reihe Promzona (Industriezone), Druckerei Original, Moskau.
Arbeitet als Videokünstler, Tänzer, Performer, Choreograph und Kurator. Gründer der ZERO Dance Gallery und des International culture project Art-Residence, Moskau. Organisator zahlreicher Festivals (u.a. Curcular Ruins, no translations #1; Architecture-Body-Dance). Teilnahme an zahlreichen Festivals und Artist in Residency Programmen: u.a. American Dance Festival ADF, USA (2007); SPACE Programm in contemporary art der Performance Corporation, Dublin, Ireland (2008); Als Performer tätig u.a. für Shusaku Takeuchi (Netherlands), Yury Urnov, Valery Fokin, Tatyana Grindenko, Kirill Serebryannikov, Efva Lilja (Sweden),
Maida Withers (USA).
Video, performative und choreographische Arbeiten: 2010 Notes, No Translations Festival, Moskau; 2009 Curcular Ruins,
Art-Residence Projekt, Mosku; 2008 Cage for Air, Theatre of musical comedy, Krasnoyarsk; Phases of the Moon, Aktoviy Zal, Moskau;
2007 Between Earth and Sky, 7 min. Soloperformance, Aktoviy Zal, Moskau; The 21st floor, Tanzvideo, 7 min; 2006 Mask for body, Puschkin Museum, Moskau; Bacchanalia in the Garden of Stones, zu Musik von John Cage, in Zusammenarbeit mit dem Pianisten Alexei Lubimov; Atmospheric phenomenon – Performance im Studio Denis Stuart, Brüssel; 2005 Philosophy of the walls, Staatstheater, Moskau; 2004 What I should say (solo); The separate reality, M’ARS Galerie, Moskau; 2003 Intuition of form.
Einzelausstellungen: 2010 Levitation Heroes, Stella Art Foundation, Moskau 2009 JZN, Art-Strelka Projects Gallery, Moskau;
2008 The Earth (zusammen mit Haim Sokol), Stella Art Foundation, Moskau; The Test of Believe (zusammen mit Haim Sokol),
Druckerei Original, Moskau
Gruppenausstellungen: (Auswahl): 2010 La Leçon de l‘Histoire (kuratiert von Joseph Backstein), Palais de Tokyo, Paris, Frankreich; Oraniernplatz 17, im Rahmen der Berliner Biennale, Berlin; 2009 Indentity Crisis, Open Gallery, Moskau; European Atelier: Sharing a Cultural Space,ZDCh (Zentrales Haus des Künstlers), Moskau; Space of Silence, Red Flag Factory, St. Petersburg; America: Between Europe and Asia, 4th Biennale of Contemporary Art in Shiryaevo, Samara Region, Russland; 2008 Art-Hospital, Era Foundation, Moskau; Young Art in Natural Landscape, Veretevo art-camp, Moskau Region; 2007 For the Young Everywhere, Druckerei Original, Moskau; A Word and an Image, National Centre for Contemporary Arts (NCCA), Moskau; Genius Loci, Druckerei Original, Moskau; Coordinates, Kostroma State Union Art Museum, Kostroma
Auswahl an Ausstellungen: 2010 Kamasutra Spoon, im Rahmen der 2. Internationalen Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Moskauer Museum für zeitgenössische Kunst; Intimate Capital, kuratorisches Projekt im Rahmen der 2. Internationalen Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?, ArtRaum, Moskau; …no translations #1: Alltäglicher Heldentum, Art-Residence Povarskaya 20, Moskau; 36 Freunde von Oblako, ArtRaum, Moskau; New Culture Festival, ZDCh (Zentrales Haus des Künstlers), Moskau;
City One Minutes, The Garage – Zentrum für zeitgenössische Kultur, Moskau; 2009 Ausstellung-Aktion Bazar, öffentlicher Raum, Moskau; Kalifornien über Benetton, ArtRaum, Moskau; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, ArtRaum, Moskau;
Aktion Poslednij pisk (Letzter Schrei), öffentlicher Raum, Moskau; Iskusstwo – domoj (Kunst – nach Hause), ArtRaum, Moskau;
„Second Square“, Theater „Offene Bühne“, Moskau; Eröffnung von Art-Residence, Second Square, Theater Open Stage, Moskau;
2008 Genius Loci, Druckerei Original, Moskau; Migration, ArtRaum, Moskau; Raum, ArtRaum, Moskau; Ökosystem, ArtRaum, Moskau; Traum, ArtRaum, Moskau.
Auswahl an Ausstellungen: 2010 Rare Species, im Rahmen der 2. Internationalen Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Projekt FABRIKA, Moskau; Intimate Capital, kuratorisches Projekt im Rahmen der 2. Internationalen Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Ausstellungsraum Armjanskij 13, Moskau; 2009 Kwartirnik, Kosizkij 9, Moskau; Genius Loci. Gallery, Parallelprogramm der 3. Moskauer Biennale, Ravenscourt Galerie, Moskau; Universam, Art Fair, Moskau; Care, Armjanskij 13, Moskau; Care, Land art Festival, Diwnogorje, Russland; We’ll Take Action from Now On, Zentrum für zeitgenössische Kunst Woronesch, Woronesch; Present Perfect (Solo), Armjanskij 13, Moskau; 2008 o. T. (Solo), East Gallery, Moskau; Picknick „Afischa“, jährliche Skulpturenausstellung, Freilichtmuseum Kolomenskoje, Moskau; Alexander Batlov, Alexander Povzner (in Kooperation mit Alexander Batlov), 1. Internationale Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?; Gemälde. Ein gut vergessenes Altes, 1. Internationale Moskauer Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Staatliche Tretjakow Galerie am Krymskij Wal, Moskau; 2007 Genius Loci, Druckerei Original, Moskau; Krieg ohne besondere Gründe, Armjanskij 13, Moskau.
Auswahl an Ausstellungen: 2009 Ausstellung-Aktion Bazar, öffentlicher Raum, Moskau; Kalifornien über Benetton, Artraum, Moskau; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Artraum, Moskau; Aktion Poslednij pisk (Letzter Schrei), öffentlicher Raum, Moskau;
Iskusstwo – domoj (Kunst – nach Hause), ArtRaum, Moskau; 2008 Acht, Museum der bildenden Künste, Tula; Akkumulation im Rahmen der 1. Internationalen Biennale für junge Kunst Qui Vive?, Staatliche Tretjakow Galerie am Krymskij Wal, Moskau;
Art-Kutusow, Panoramamuseum der Schlacht von Borodino, Moskau; Freiheit der Wahl, Stiftung für Künstlerförderung, Museum für zeitgenössische Geschichte Russlands, Moskau; 2007 Ich liebe… Und Punkt, Galerie Phönix, Moskau; 2005 Pamjat´ (Gedächtnis), Moskauer Museum für zeitgenössische Kunst w Ermolajewskom, Moskau; 2006–2008 zahlreiche Ausstellungen in der Druckerei Original, Moskau;
2003 und 2009 ArtSalon, ZDCh (Zentrales Haus des Künstlers), Moskau;
2005 und 2006 2. und 3. Wettbewerbsausstellung in der Tretjakow Galerie, Moskau
2006–2007 Backstein-Institut für Probleme in der zeitgenössischen Kunst, Moskau (ICA Moscow); 2001–2006 Studium der Philosophie und Psychologie, Voronezh State University, Voronesch, Russland; lebt und arbeitet in Moskau
Einzelausstellungen: 2010 Rational egoism, Regina Gallery, Moskau, Russland 2009 Rational egoism, Rotor, Gothenburg, Sweden; Glory hole, mit Anna Titova, Kropotkin 18, Moskau; New museum of revolution, H.L.A.M., Voronesch;
2008 Nothing, Brown Stripe, Moscow
Gruppenausstellungen (Auswahl): 2010 From Mordor with Love, Regina Gallery, London; La Leçon de l‘Histoire (kuratiert von Joseph Backstein), Palais de Tokyo, Paris, Frankreich; FQ-Test, GMG Gallery, Moskau, Russland; Russian utopias, Garage Center for Contemporary Art, Moskau, Russland; Open doors day, MMOMA, Moskau, Russland 2009 New sculpture: structure and chaos, Solyanka gallery, Moskau; Labors movement, Specialproject der 3. Moskauer Biennale, Proekt Fabrika; 40 Lives of One Space, Specialprojekt der 3. Moskauer Biennale, Red October, Moskau; Really, Parallelprogramm der 3. Moskau Biennale, Art Play, Moskau; Genuis Loci, Parallelprogramm der 3. Moskauer Biennale, Ravenscourt Galleries, Moskau; Sopromat, National Centre for Contemporary Arts (NCCA), Jekaterinburg; Care, Land art Festival, Diwnogorje, Russland; Machine and Natasha, Projekt Fabrika, Moskau;
We’ll Take Action from Now On, National Centre for Contemporary Arts (NCCA), Voronesch; Space of Silence, Red Flag Factory,
S.-Petersburg; 2008 Russian Art: paradoxes of history, National Academy of Art, Sofia, Bulgaria; Intervention. Cognitive capitalism and space of mobility, University of Gothenburg, Sweden;
ein performativer Reisebericht im Rahmen von „Interpolare“